Microsoft Surface Pro 2 – Ausprobiert

Eben gab es das Auswahlverfahren aus den wenigen „Pro“ Tablets mit Windows 8. Gewonnen hatte das Microsoft Surface Pro 2, vermutlich allein anhand der positiven Rezessionen im Netz und der Hoffnung, dass der Hersteller des Gerätes und der Software dafür sorgen möge, dass es alles immer fein zusammen arbeitet. In den ersten Wochen der Nutzung kann ich melden, dem ist so. Das Ding „bootet“ in ca. 3 Sekunden von total aus bis Start-Screen. Es arbeitet fein mit der Tastatur zusammen, die hat ein paar Features, die später beschrieben sind. Der Stift tut auch gut bis sehr gut. Alles ein recht stimmiges Konzept.

Zuerst muss gesagt werden, dass es sich hier eigentlich um ein Notebook handelt, was aber eben komplett hinter dem Bildschirm lebt. Das bringt es mit sich, dass es einen Lüfter gibt und das das Gewicht recht hoch ist. Muss man vorher wissen. Wenn man vor hat, den ganzen Tag das Teil an einem ausgestrecktem Arm vor sich her zu tragen, dann wird man wenig Freude haben. Dafür ist es zu schwer! Es ist auch nicht wirklich dünn. Es kann also in keiner Weise mit einem iPad Air oder anderem ARM-Tablet verglichen werden. Es scheint, als wäre es eher dafür gemacht, vor einem auf dem Tisch zu stehen oder zu liegen. Man kann es auch mit beiden Händen halten oder irgendwie auf dem Körper ablegen, wenn man mal am Sofa im Netz browsen will. eBooks im Bus lesen wird es dagegen eher nicht spielen.

Okay, hat man den Sinn der Gerätschaft begriffen, steht man also davor und ist offen für die Eindrücke die es hinterlässt. Es startet in wenigen Sekunden. Sagte ich ja schon. Es sind ca. 3 oder 4. Eigentlich unglaublich. In der Box das Tablet, der Stift und ein Netzteil. Bei Letzterem frage ich mich, welcher Praktikant diese wohl erfindet. Bei Mac’s ist es üblich, ein schickes Steckernetzteil zu bekommen, was über einen Clip auf jede Menge Steckdosen passt und es gibt (oder gab) auch ein 2m langes Netzkabel dazu. Im normalen Reise-Betrieb, den ein Laptop/Notebook/Tablet ja wohl erleben wird, lässt sich so ein kleines Steckernetzteil gut transportieren. Das Kabel kann schön aufgewickelt werden. Beim Asus Zenbook ist auch ein einfaches, kleines Netzteil dabei. Warum müssen den Laptops immer solche extrem klobigen Dinge mit gegeben werden, die neben dem Netzteil auch noch ein 20cm bis 2m langes Netzkabel enthalten? Immerhin hat der Netzteil-Praktikant bei Microsoft mit gedacht und einen USB-Port in das Netzteil gebaut, da kann man ein Mobile nebenher mit laden. Immerhin was. Sonst schaut es auch sehr bescheiden aus das Ding. In der anderen Box das Type Cover 2. Alles dunkel gehalten, wer will, kann sich das Cover auch in knalligen Farben raus lassen. Rosa und so. Die Tastatur haftet sehr fest am Tablet, die geht da nicht einfach ab.

Am Tablet finden sich der USB-Port, ein Micro-SD-Slot, ein Mini-Displayport, Audio 3,5mm, Magnetischer Stromanschluss, Lautstärke-Wippe und der Power-Button. Unten auch der magnetische Port für die Tastatur. Hinten gibt es den innovativen Ständer, der neuerdings in 2 Winkeln einrastet. Der Stift ist ebenfalls magnetisch und kann an den Power-Slot angedockt werden. Da hält er aber nicht wirklich fest. In einer Tasche wird er abfallen. Das ist blöd, den es ist nicht nur ein Stift, es ist ein Wacom Dings, was patentiert arbeitet und ohne Batterie trotzdem so Dinge wie Druckstufen und allerlei mehr kann. Sollte man also drauf aufpassen, sonst muss man den neu kaufen. Für den Microsoft Surface Pro PEN Stift werden gleich noch mal 30€ aufgerufen. Das ist was anderes als ein 10’er Pack von den grindigen kapazitiven Finger-Ersatz-Stiften um 3,99… Sicher funktioniert auch ein anderer Wacom Stylus, aber die sind alle noch teurer!

Die Tastatur ist beleuchtet. Sie hat einen Sensor der die Annäherung einer Hand registriert und erst dann geht die Beleuchtung an. Es tippt sich wie zu erwarten nicht so sehr fein, die Tasten haben einen sehr geringen Hub. Das Touchpad ist winzig und im dunklen kaum zu finden. Das kann man tolerieren, weil es ja ein Display gibt, was man touchen kann. Aber für 129€ kommt man sich betrogen vor. Dafür erkennt die Tastatur, dass sie hinter das Tabelt geschlagen ist, also nach hinten umgeklappt und dann tut sie gar nichts mehr. Da kann man das Tab kurz als Tab nutzen, Tastatur einfach dahinter schlagen. Genau so gut könnte man sie abbauen. Nuja. Im Vergleich zu solchen wilden Dingen wie dem Logitech Folio ist die Tastatur aber sehr dünn und trägt nicht wirklich viel auf. Dem Folio muss ich einen eigenen Beitrag widmen, da ist einiges sonderbar. Gab es halt die Tage um 29€ bei Mediamarkt und Logitech hat eine Cashback-Aktion rennen. Daher bekommt man das Teil um 9€.

Die ganze Apparatur wirft man besten in eines der zahlreichen Täschchen aus dem Amazon, dann ist alles gut verpackt. Tat man das, hält man ein 1kg Päckchen in der Hand was grob geschätzt etwa wie ein größeres echtes Notebook aus Papier daher kommt. Wenn man sich nun mal überlebt, dass da ein ganzer Computer drinnen steckt, dann freut man sich doch irgendwie. Also über die Fortschritte der Technik in den letzten Jahren. Es ist durchaus möglich mit einem der hunderten Adapter aus dem Einkaufsladen das Signal aus dem Mini-DisplayPort auf HDMI, DVI oder VGA zu bekommen. Es werden maximal 2 externe Monitore mit jeweils bis 2560×1440 unterstützt. Man beachte das mal: 2 halbwegs gute 27″ Display’s am kleinen Tablet! Ich gehe davon aus, dass das Tablet selber auch noch Bild zeigt mit 1920×1080. Das sind ziemlich viele Pixel aus dem winzigen Päckchen! Wireless Display’s gehen auch irgendwie, hab ich noch nie eins gesehen… Wenn man eine externe Tastatur und ein Touchpad hat, MS bietet hier einiges an oder auch Logitech, hat man einen an und für sich kompletten Arbeitsplatz in der Tasche. Der sich auch von der Leistung her nicht verstecken muss. Und genau das ist es, was ich suchte. In der Tasche klein und transportabel, im Einsatz dick dabei.

Problematisch ist es, auf dem FullHD-Display ohne Skalierung irgendwas zu erkennen. Da braucht man sehr gute Augen. Default rennt es mit 150% Skalierung, was bei Kachel-Apps kein Problem ist, jedoch bei Desktop Apps fast immer zu Problemen führt. Das einfachste davon ist, dass die grafischen Elemente komisch unscharf aussehen. Oft passen aber um 150% skalierte Menübeschriftungen nicht mehr in die fix gepixelten Flächen. Google Chrome ist kaum mehr benutzbar, da alles unscharf und nicht mehr fein aussieht. Es mehren sich ohnehin die Stimmen, dass man den Browser nicht mehr benutzen sollte. Sicher nicht auf einem Gerät was mit Akku läuft, da der Chrome Speicher und Rechenzeit verbraucht als gäbe es kein morgen. Überraschend gut schlägt sich der Internetexplorer. Das Problem mit der Auflösung erscheint erst drastisch, nimmt aber mit längerer Benutzungsdauer ab. Und ist zu hoffen, dass die Programmierer sich ähnlich wie bei den Apple Produkten „mit Retina Display“ damit abfinden, dass es Geräte gibt, deren tatsächliche Auflösung von den Pixel die zur Verfügung stehen abweicht. Das es geht, zeigen die Office Programme. Das „Problem“ tritt auch bei den Äpfeln auf, dort schmückt sich aller paar Tage ein neuer Software-Hersteller damit, dass er nun „für Retina Display“ optimiert habe. Eigentlich meint er damit, dass er sich an die bereits länger bestehenden Richtlinien gehalten hat. Das Display schaut sehr gut aus und kann auch sehr hell werden, wenn es muss. Echte Probleme hab ich bisher noch keine gesehen, aber belastbare Aussagen zu Farbwerten und all dem will ich auch nicht machen. Es schaut aus wie ein Display, erkennbare Probleme hat es keine.

Ich hoffe auf das Dock, welches „bald“ erscheinen wird. Das wird ein Ständer mit Netzwerk, Display, USB und Strom-Dosen sein. Stellt man das Surface da rein, ist es ein voll verkabelter Arbeitsplatz. Man kann es halt einfach weg tragen und die mobilen Eigenschaften nutzen. Es schaut so aus, als wäre hier Microsoft auf dem richtigen Weg und hätte was für die professionellen Anwender im Angebot.

Alles in allem ist das Gerät ein gutes. Wenn man sich darüber im Klaren ist, was man damit machen will. Der Preis für relativ hohe Leitung ist etwas viel Gewicht und Volumen. Dafür bietet es Möglichkeiten, die weit über die üblicher Tablets hinaus gehen. An ein iPad passen keine 2 externen Monitore. Es kann aber auch als Notizbuch mit Stifteingabe im Meeting arbeiten oder am Sofa zum Internet lesen genutzt werden. Man kann alle (!) seine üblichen Hardware-Relikte aus vergangenen Epochen anstecken und diese werden sogar mit großer Wahrscheinlichkeit funktionieren. Ein Windows-PC eben.


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